Besichtigung des größten Rangierbahnhofs in Europa: Ein eindrucksvoller Einblick in die Welt von Maschen
Neuer Tag, neue Gedanken – Kollektivverträge, Mitgliedschaft, das Leben in Schweden und mein Trip nach Malmö
Inzwischen bin ich schon ein bisschen angekommen hier in Stockholm – und ich lerne jeden Tag was Neues. In den letzten Tagen habe ich mich vor allem mit den Kollektivverträgen und der Mitgliedsorganisation bei Vision beschäftigt – und ich muss sagen: Es ist spannend, aber auch ganz schön anders als in Österreich.
„Neuer Tag, neue Gedanken – Kollektivverträge, Mitgliedschaft, das Leben in Schweden und mein Trip nach Malmö“ weiterlesenGelebte Sozialpartnerschaft bei INA Kroatien – Ein Vorbild für Europa
Im Rahmen eines Besuchs bei der kroatischen Raffinerie INA durfte ich einen spannenden Einblick in die dort gelebte Sozialpartnerschaft gewinnen. Der Tag begann mit einem offenen Austausch und dem gegenseitigen Kennenlernen zwischen den Betriebsräten. Ein wertvoller Auftakt, der den Grundstein für vertrauensvolle Zusammenarbeit legt.

Ein Blick hinter die Kulissen – Mein Praktikum in der Luxemburger Arbeitnehmerkammer (CLS)

Zwei Wochen war ich in Luxemburg. Zwei Wochen voller Eindrücke, Gespräche, Erkenntnisse und Aha-Momente. Mein Praktikum bei der Chambre des Salariés – CLS, also der Luxemburger Arbeitnehmerkammer, war nicht nur spannend, sondern auch bereichernd – auf vielen Ebenen.
„Ein Blick hinter die Kulissen – Mein Praktikum in der Luxemburger Arbeitnehmerkammer (CLS)“ weiterlesenRaus aus der Hauptstadt

Vorerst genug Zeit in Helsinki verbracht, es wird Zeit in direkten Kontakt mit Betriebsrät:Innen zu kommen, in Salo. Nach einem kurzen Besuch im Regionalbüro, durfte ich die Firma „Micropower“ in Salo besuchen. Die Firma ist im ehemaligen Nokia-Gelände. Einige der Mitarbeiter sind ehemalige Nokia Beschäftigte und der Niedergang des Konzerns sitzt den Finnen noch tief in den Knochen.
Aber in der Akku und Ladegeräte-Firma Micropower sieht man zuversichtlich nach vorne.
Nach einer anstrengenden „Startphase“ hat sich die Betriebsrätin im Betrieb etabliert, sodass nun eine Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung stattfindet. Vor allem neu gegründeten Betriebsrät:Innen werden laut dem Regionalsekretär immer mehr Hindernisse in den Weg gelegt, bevor man realisiert, dass eine starke Arbeitnehmer:Innenvertretung für die Firma von Vorteil ist.

Organizing wird in Finnland sehr ernst genommen, weshalb in jedem der 7 großen Regionalbüros ein eigener Organizing-Sekretär beschäftigt ist. Deren Aufgaben bestehen im wesentlichen in der Mitgliederwerbung sowie der Bindung von Betriebsräten durch spezielle Projekte.
Bei einem dieser Projekte, ist das Ziel eine Betriebsvereinbarung abzuschließen welche Sonderzahlungen für die Beschäftigten bei Unterbesetzung in Abteilungen festlegt. Zuvor wurde eine anonyme Umfrage in der Firma sowohl unter den Gewerkschaftsmitgliedern, als auch unter der restlichen Belegschaft gestartet. Diese ergab, dass das Problem der Unterbesetzung in diesem Betrieb und keine Wertschätzung bei Überarbeitung für großen Unmut sorgt. Mittlerweile sind die Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung beinahe abgeschlossen, eine Unterzeichnung wird für Ende Mai erwartet. Insgesamt dauerte das Projekt laut dem Organizing-Sekretär in diesem Betrieb etwa 5 Monate inklusive Umfragen und Verhandlungen.
Illegal? Legal?

Intensiver Austausch mit der Rechtsabteilung von Teollisuusliitto.
Zusätzlich zu den im letzten Beitrag erwähnten Änderungen, wurde noch eine Änderung im Steuerecht durchgeführt. Der Mitgliedsbeitrag zu Vereinen kann von der Steuer abgesetzt werden, jedoch nicht mehr für Vereine, welche berufliche Interessen vertreten. Dies ist ein direkter Angriff rein auf Gewerkschaften und zeigt mit welchem Gegenwind die finnische Arbeiterbewegung zu kämpfen hat.
Weiters noch eine Grundregel zu KVs in Finnland, diese sind nur national bindend für eine Branche, wenn sowohl >50% der Belegschaft bei Gewerkschaften sind, als auch die Arbeitgeberseite zu mehr als 50% beim Verhandlungspartner Mitglied ist.
In letzter Zeit hat vor allem die Auflösung von Arbeitgeberverbänden dazu geführt, dass die Anzahl an Firmenkollektivverträgen gestiegen ist. Die Entscheidung ob ein KV national verbindlich ist oder nicht trifft in Finnland eine Institution welche man mit unserem Bundeseinigungsamt vergleichen kann.

Aber wir können auch von Finnland lernen. Der Kündigungsschutz ist in Finnland wesentlich stärker ausgebaut als bei uns. Bei jeder Kündigung ist ein Grund erforderlich und wenn als Grund eine betriebliche Notwendigkeit angegeben wird, muss die gekündigte Person bis zu 1 Jahr lang verständigt werden, sollten wieder Personen eingestellt werden.
Finnish Union Federations



Im Gegensatz zum österreichischen ÖGB existieren in Finnland 3 Gewerkschaftsbünde. Diese orientieren sich am Bildungsgrad der von Ihnen vertretenen Mitglieder. Meine Gastgebergewerkschaft ist bei SAK beheimatet.
Zum Ende der zweiten Woche durfte ich mich mit Expert:Innen von PRO-liitto (einer Gewerkschaft welche STTK zugehörig ist) austauschen und mit deren internationaler Abteilung. Eine große Herausforderung vor der andere Gewerkschaften stehen ist eine sehr extremer Eingriff der Regierung in die Kollektivvertragsverhandlungen.
Der von Teollisuusliitto verhandelte Metallindustrie-KV eröffnet in Finnland die KV-Verhandlungen. In Zukunft soll dieser als verpflichtender Benchmark gelten, wobei dies als Obergrenze verstanden wird. Die Entscheidungsmöglichkeit der Verhandlungspartner derart einzuschränken, sorgt nur dafür dass die Einkommensschere in kleineren Branchen sich weiter öffnet und erschwert diesen für Arbeitnehmer:Innen attraktiver zu werden.
Beim Austausch mit einem Vertreter von SAK, wurde das Thema auch angesprochen. Durchgesetzt wurde dieses Gesetz trotz großer Protestaktionen, welche jedoch vorwiegend gegen ein anderes Gesetz gerichtet waren. Im gleichen Zug wollte die aktuelle Regierung den ersten Tag Krankenstand als unbezahlten Tag einführen. Dies ließen Sie fallen und nahmen dafür den Verhandlungspartnern ein großes Stück ihrer Autonomie.
Teollisuusliitto

Weiter geht´s mit dem Kennenlernprozess. Zunächst zum Mitgliederservice, der Basisarbeit und dem Fundament der Bewegung. Die Anforderungen in diesem Bereich steigen ähnlich wie bei uns. Vor allem sprachliche Barrieren werden öfter zum Thema, weshalb die Industriegewerkschaft Sprachkurse für ihre Belegschaft anbietet (natürlich bezahlt und zumindest teilweise in der Arbeitszeit).
Vor gut einem Jahr wurde eine „Foreign-Labour-Unit“ eingerichtet, welche sich auch mit dem oben genannten Thema beschäftigt. Die größte Gruppe ausländischer Arbeitnehmer:Innen bildeten früher Schwed:Innen, jedoch sind zunehmend Personen aus Estland und in den letzten Jahren natürlich der Ukraine am finnischen Arbeitsmarkt zu finden. Um mit der Herausforderung bestmöglich umzugehen, wurde eine App entwickelt welche die größten nicht finnischen Arbeitnehmer:Innen-Gruppen unterstützen soll.

Name der App: Hermes (gratis und ohne Login für jeden verfügbar)
Diese App bietet in den Sprachen finnisch / schwedisch / russisch / ukrainisch / polnisch / rumänisch / vietnamesisch und natürlich englisch hilfreiche Infos. Vorrangig zielt die App natürlich darauf ab über arbeitsbezogene Themen aufzuklären, aber man findet auch Infos über Öffis (Ticketkauf oft nur über Apps möglich), über das Gesundheitssystem, den Umgang mit Behörden bzw. der Registrierung bei jenen und wie man in Finnland eine Wohnung bekommt.
Vappu tulee, tule sinäkin!
Es ist Zeit für Vappu!
Der namentliche Ursprung des finnischen Feiertags kommt von der Walpurgisnacht mit welcher der Frühling gefeiert wird. Am 30.04. ist Studentenvappu, an welchem die Studenten um die Universitätsgebäude und in öffentlichen Parks ausgelassen feiern.
Der Feiertag am 01.05. ist natürlich auch in Finnland eng mit der Arbeiterbewegung verbunden und so nahmen wir am traditionellen Maiaufmarsch in Helsinki teil.

Zu unserer Verwunderung sorgten die ca. 5°C und leichter Niesel nicht für einen Mangel an Teilnehmer:Innen, man sah sogar mehrere Menschen picknicken und manche in kurzen Hosen. Vielleicht noch etwas betäubt vom Studentenvappu, oder die Finnen sind einfach hart im nehmen. Für mich gehts ins Wochenende mit Ausflug nach Tallin!

