Das war der 36.Kongress der LO!

Der Kongress begann am Montag, dem 5. Mai, und endete am Freitag, dem 9. Mai.

In Oslo ist es üblich, dass der Gewerkschaftskongress eine ganze Woche dauert. Ich hatte das Vergnügen, gemeinsam mit Sandro Entholzer an diesem bedeutenden Ereignis teilzunehmen.

Der Auftakt am Montag wurde mit einer feierlichen Zeremonie begangen. Insgesamt hat der Kongress 315 Delegierte – und jede*r von ihnen hatte das Recht, das Wort auf der Bühne zu ergreifen. Etwa 190 Delegierte meldeten sich zu Wort, wobei jede Wortmeldung auf drei Minuten begrenzt war. Die meisten Reden fanden am Dienstag statt – ein langer Tag, der Berichten zufolge bis ein Uhr nachts andauerte. Dennoch konnten nicht alle Redebeiträge abgeschlossen werden, weshalb die Wortmeldungen am Mittwoch fortgesetzt wurden.

Ein deutlicher Unterschied zu Kongressen, wie wir sie aus Österreich kennen.

Auffallend war auch, wie intensiv sich die norwegische Gewerkschaft mit internationalen Themen auseinandersetzt – insbesondere mit der Situation in der Ukraine und in Palästina. Diese Fragen wurden immer wieder in den Diskussionen aufgegriffen.

Am Donnerstag stand dann die Wahl der neuen Vorsitzenden auf dem Programm. Die Abstimmung verlief überraschend schnell – sie wurde durch Aufstehen und Applaus bestätigt. Im Anschluss an die Wahl gab es eine Feier, an der alle Delegierten sowie zahlreiche Minister*innen teilnahmen. Auch wir hatten die Ehre, bei dieser Veranstaltung dabei zu sein.

Für Sandro und mich war diese Woche äußerst informativ und bereichernd. Wir konnten viele neue Eindrücke gewinnen, haben viel über den Ablauf eines norwegischen Gewerkschaftskongresses gelernt und zahlreiche interessante Gespräche mit Delegierten aus verschiedenen Regionen geführt.

Am Freitag wurden schließlich noch einige letzte Abstimmungen für die kommende vierjährige Periode durchgeführt.

Hei fra vakre Oslo!

Nach einer langen Anreise begann mein erster Tag am 28. April bei der Fellesforbundet.

Die Fellesforbundet ist Teil des norwegischen Dachverbands LO (Landsorganisasjonen i Norge).
In Norwegen gibt es insgesamt vier große Dachverbände und über 60 Einzelgewerkschaften – im Vergleich zu unserem System eine beeindruckende Zahl.
LO ist die größte Gewerkschaft mit insgesamt knapp über 1.000.000 Mitglieder.

An meinem ersten Tag erhielt ich eine ausführliche Führung durch das Büro. Im Anschluss hatte ich die Gelegenheit, mich mit meinem Ansprechpartner über den Ablauf der kommenden Wochen auszutauschen und meine Vorstellungen einzubringen.
Ich bekam auch einen Intraneteintrag wo ich mich vorstellen durfte.

Er erzählte mir, dass ich einen besonders spannenden Zeitpunkt erwischt habe: Schon in der nächsten Woche findet der LO-Kongress statt – ein Ereignis, das in Norwegen nur alle vier Jahre abgehalten wird. Und ich darf live dabei sein und miterleben, wie der Kongress in Oslo durchgeführt wird.

Im Büro war die besondere Stimmung deutlich zu spüren. Die Mitarbeitenden waren sichtlich aufgeregt und damit beschäftigt, die letzten organisatorischen Vorbereitungen zu treffen.

Mir wurde erzählt, dass die derzeitige Vorsitzende des LO nicht erneut zur Wahl antreten wird, da sie in den Ruhestand geht. Als ihr möglicher Nachfolger war ursprünglich der Vorsitzende der Fellesforbundet vorgesehen. Doch bereits am Dienstag machten überraschende Nachrichten die Runde: Der Vorsitzende der Fellesforbundet war in einen Vorfall verwickelt, über den in den Medien intensiv berichtet wurde.

Am Donnerstag schließlich teilte er offiziell mit, dass er von seinem Amt zurücktritt – ein unerwarteter Wendepunkt, der für zusätzliche Spannung sorgte.

Auch im Büro war die Situation deutlich spürbar: Es herrschte reger Austausch, überall fanden Meetings und Gespräche statt, in denen beraten wurde, wie es nun weitergehen soll.

Am 1. Mai verbrachte ich den Tag mit Sandro und der Fellesforbundet in Oslo. Nach einem gemeinsamen Frühstück gab es mehrere Ansprachen zu wichtigen sozialen Themen. Der Höhepunkt war der Demonstrationszug durch die Innenstadt, bei dem sich ungefähr 12.000 Menschen für Solidarität und bessere Arbeitsbedingungen einsetzten. Ein beeindruckender und inspirierender Tag!