Die vier Wochen meines Praktikums sind wie im Flug vergangen – und ich blicke auf eine unglaublich spannende Zeit zurück! Ich durfte viele Kolleginnen kennenlernen und ihre Arbeitsweisen beobachten, wodurch ich wertvolle Einblicke und neue Perspektiven gewonnen habe.
Diese vier Wochen waren für meine spätere Arbeit als offizielle Gewerkschafterin enorm profitabel! Die Eindrücke und Erfahrungen die ich sammeln konnte, haben mir nicht nur fachkundig etwas gebracht, sondern haben mich auch in meiner persönlichen Entwicklung unterstützt.
Anders als in Österreich schließen die finnische Gewerkschaften Kollektivverträge durchschnittlich für zwei bis drei Jahre ab. Dabei lassen sich die KV-Partner:innen jedoch die Möglichkeit offen, auf unvorhergesehene Entwicklungen (z.B.: höhere Inflation) durch Nachverhandlungen reagieren zu können. Rahmenrechtliche Vereinbarungen (z.B.: kürzere Normalarbeitszeit) hingegen werden während der KV-Gültigkeitsdauer nicht abgeändert.
Die finnischen Gewerkschaften sind grundsätzlich zufrieden mit den mehrjährigen Abschlüssen und rechtfertigen diese auch mit dem hohen Ressourcenaufwand während der Verhandlungsprozesse.
Was auch spannend ist: in Finnland wird die für Lohnerhöhungen relevante Inflationsentwicklung nicht wie bei uns rückwirkend betrachtet, sondern in die Zukunft prognostiziert. Dabei müssen sich die Gewerkschaften auf die Vorhersagen der Arbeitgeber:innen verlassen und auf deren Basis die Lohnsteigerungen verhandeln.
Ähnlich wie bei uns, konzentrieren sich die Gewerkschaften bei den KV-Verhandlungen nicht nur auf Lohnerhöhungen, sondern fassen insbesondere auch rahmenrechtliche Verbesserungen ins Auge. Dabei spielen eine bessere Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Rolle.
Besonders bemerkenswert: die Dienstleistungsgewerkschaft PAM kämpft in den KV-Verhandlungen für das Recht der Beschäftigten, unter gewissen Umständen von Teil- auf Vollzeit aufstocken zu können. Diese Forderung deckt sich quasi 1:1 mit der Forderung der GPA, wonach (Teilzeit-)Beschäftigte, die über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Mehrstunden leisten, das Recht haben sollen, eine Erhöhung ihrer vertraglich festgten Arbeitszeit zu beantragen.
Heute hatte ich die Gelegenheit, Kolleginnen und Kollegen zu besuchen, die in Ivanić Grad Öl und Gas aus der Erde fördern und Bohrproben entnehmen, um neue Vorkommen zu erschließen. Von Anfang an wurde ich herzlich empfangen und sofort ins Team integriert – als wäre ich seit 20 Jahren Teil der Crew.
Mein Praktikum im Zentralsekretariat der UNIA in Bern neigt sich dem Ende zu. Doch auch in der letzten Woche steht noch einiges am Programm…
Meine Woche startete mit der Industrietagung (siehe vorangegangener Blogbeitrag). Am Dienstag ging es weiter mit der Nationalen Rentnerinnen- und Rentnerkonferenz an der Enrico und Samuel, Branchenverantwortliche Pflege der UNIA, das Care-Manifest vorgestellt haben.
In der Interessensgruppe UNIA Rentner:innen vereinen sich pensionierte Menschen, um die Lebensqualität im Pensionsalter zu erhalten und die generationenübergreifende Solidarität zu fördern. Sie wirken in der Gewerkschaftspolitik der UNIA aktiv mit und vertreten die Anliegen der Rentner:innen. Unter anderem nehmen sie Stellung zu eidgenössischen Abstimmungsvorlagen, von denen viele ältere Menschen betreffen. Die Mitglieder beteiligen sich in den letzten Jahren zum Beispiel aktiv an den Kampagnen der UNIA für eine Stärkung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) und bessere Renten.
Am Mittwoch…
…durfte ich gewerkschaftspolitische Bildungsangebote in Österreich vorstellen. Daran konnten alle interessierten UNIA-Mitarbeiter:innen teilnehmen. Es gab einen 20-minütigen Input von mir zu den Gewerkschaftsschulen, der Betriebsrät:innenakademie und der Sozialakademie. Im Anschluss fand ein spannender Austausch statt, bei dem wir natürlich auch die gesetzlichen Unterschiede Schweiz- Österreich in Bezug auf Personalkommissionen und Betriebsräte diskutiert haben.
Die Zeit vergeht wie im Flug…
…und am Sonntag geht es für mich wieder retour nach Wien. Ich habe sehr viel über die Schweiz gelernt (nicht nur im gewerkschaftlichen Kontext) und viele liebe Menschen kennengelernt. Für die Zeit hier bin ich sehr dankbar, es war eine einmalige Erfahrung!
Mein persönliches Highlight will ich euch nicht vorenthalten und ich darf mich von hier mit zwei Bildern verabschieden:
Mit dem Glacier Express ging es für mich quer durch die Schweiz bis nach Zermatt.Das Matterhorn
Die Ständige Vertretung Österreichs bei der EU, sozusagen die „EU-Botschaft“ Österreichs, gibt es seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union im Jahr 1995. Geleitet wird sie vom Ständigen Vertreter Österreichs bei der EU, Botschafter Thomas Oberreiter. Die Ständige Vertretung Österreichs ist die größte diplomatische Mission Österreichs weltweit, mit EU-Expert/innen aus allen österreichischen Bundesministerien, der Verbindungsstelle der Bundesländer und den Vertreter/innen von Sozialpartnern, AK, ÖGB, Industriellenvereinigung, Nationalbank, Gemeindebund und Städtebund.